ZIEMLICH BESTE FREUNDE

Urs und Justus haben sich das Theaterstück ZIEMLICH BESTE FREUNDE, das auf dem gleichnamigen französischen Film beruht, im Jungen Theater in Göttingen angesehen. Urs hat dazu eine Kritik geschrieben. Justus hat das Buch gelesen. Lest, was sie geschrieben haben:

Die Schauspieler im Film

Omar Sy spielt den Driss und

Francois Cluzet den Philippe (im Rollstuhl)

 

 

Ziemlich Beste Freunde

Ein Text über die Inszenierung im Jungen Theater in Göttingen von Urs Leschke

 

Besetzung

Inszenierungskonzept und Ausstattungskonzept Axel Richter Dramaturgie Lutz Keßler, Nico Dietrich Mit Katharina Brehl, Agnes Giese, Franziska Lather, Jan Reinartz, Peter Christoph Grünberg, Karsten Zinser

Aufführungsdauer 90 Minuten

 

So fängt das Stück an: Zwei Schaufensterpuppen, eine im Rollstuhl, die andere schiebt. Um die Puppen sind Sofas aufgestellt. Das Licht geht an, der Ton wie aus einer Nachrichtensendung ertönt, und

eine Frau im blauen Kleid und Mikrofon erscheint. Sie spricht in das Mikrofon und leitet wie in einer Nachrichtensendung in das aktuelle Thema ein. Dann werden Personen im Hintergrund auf den Sofas sichtbar. Das Mikrofon wird umher gereicht, und jeder stellt sich vor. Dadurch erfährt man, dass jede Person ein besonderen Beruf hat, der eine ein Linguist vom Beruf ist, die andere in einem Buchladen arbeitet, ein anderer ein YouTube-Kanal hat, in dem er Comedy-Videos macht. Sie fangen an, ihre eigene Meinung in die Schaufensterpuppen zu interpretieren. Da jeder von ihnen komplett unterschiedlich ist, fangen sie an, sich darüber auseinanderzusetzen und zu diskutieren, was diese denn jeweils darstellt.

Die Bühne wird dunkel und die Schaufensterpuppen werden durch Schauspieler ersetzt. Somit kommt der Übergang von der Talkshow zur eigentlichen Geschichte. Eine Ansagerin am Rand leitet kurz ins Geschehen ein.

 

Das Theaterstück führt die wichtigsten Szenen der Geschichte „Ziemlich beste Freunde“ auf. Es wurde in unterschiedliche Kapitel aufgeteilt. In jedem Kapitel werden die Rollen getauscht, so dass jede/r Schauspieler/in jede Rolle einmal gespielt hat, egal ob männlich oder weiblich. Dies wirkt ein wenig verwirrend, da man erst nicht damit gerechnet hat und auch manche Personen nicht so gut in die Rolle passen. Allerdings hat es auch eine spezielle Wirkung, die das ganze Stück nochmal interessanter machen. Dieses ständige Tauschen der Rollen vermittelt das Gefühl, dass jeder es sein kann, der im Rollstuhl sitzt oder der Pfleger ist. Es ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass die Rollen ständig wechseln. Allerdings verleiht es dem Stück nochmal ein anderen Unterton, der das Stück besonders macht. Die Schauspieler bringen das Stück mitreißend und lustig rüber. Im Vergleich zum Buch fehlen viele Szenen. Allerdings sind die wichtigen im Stück enthalten. Wenn man das Buch vorher gelesen oder den Film geguckt hat, wird man zuerst überrascht sein von dem Beginn des Theaterstücks, da es unvermittelt mit der Einleitung einer Talkshow beginnt. Allerdings zieht es damit auch die Aufmerksamkeit auf das Stück und macht es interessant, selbst wenn man schon die Geschichte kennt, da es eine völlig neue und unerwartete Art ist, die Geschichte aufzuführen.

DAS BUCH ZUM FILM eziehungsweise die Hintergrundgeschichte für das Drehbuch von ZIEMLICH BESTE FREUNDE

 

von Justus Sandau

 links auf dem Bild übrigens Philippe Pozzo di Borgo und sein Darsteller

 

Inhalt:

 

Im ersten Teil des Buches geht es um die Kindheit des Philippe Pozzo di Borgo. Er beschreibt in kurzen, amüsanten und auch teils abenteuerlichen Episoden sein Leben im Internat und der ersten Liebe mit Beatrice. 

Die ersten Schwierigkeiten treten auf, als sich das junge Ehepaar ein Kind wünscht. Beatrice erleidet fünf Fehlgeburten, bis dann auch noch die Diagnose Krebs dazukommt. Dennoch entschließen sie sich, ein Kind zu adoptieren und ein halbwegs normales Leben zu führen. Philippe versucht sein schwieriges Leben durch Aktivitäten auszugleichen (allerdings hat er auch sehr viel Geld, das sollte man nicht verschweigen, das vereinfacht die Probleme hier und da bestimmt). Vor allem das Gleitschirmfliegen hat es ihm angetan.

Als er dann 42 Jahre alt ist, trifft Philippe der nächste Schicksalsschlag. Er stürzt mit dem Gleitschirm ab und ist als Folge des Unfalls querschnittsgelähmt. Er stellt den Ex - Häftling Abdel Sellou als Pflegehelfer ein, der ihn durch seine Unbekümmertheit und Lebensfreude wieder aus seiner Traurigkeit zurückholt.

Am Ende des Buches beschreibt Philippe Pozzo die Borgo mit viel Ehrlichkeit seine Gedanken und Gefühle über die Behinderung und wie Abdel Sellou ihn in dieser schwierigen Zeit immer wieder aufbaut. Schließlich stirbt auch noch seine geliebte Frau Beatrice an den Folgen ihrer Krankheit, weshalb Abdel Sellou ihm nicht mehr von der Seite geht und ihm immer wieder neuen Lebensmut gibt.

Fazit:

Mir gefällt das Buch sehr gut, da es zeigt, wie man auch in schwierigen Lebenssituationen mit Ironie und Humor gut zurechtkommen kann. Außerdem sind es beide sehr interessante Menschen und man kann echt was lernen für das Leben.

 

Wie die beiden echten Menschen/Hauptfiguren heute leben

Der Millionär heißt in Wahrheit Philippe Pozzo di Borgo. Er war ein Top-Manager und leitete die Champagnerfirma „Pommery“. Der Umsatz des Konzerns betrug 2009 rund 350 Millionen Euro.

1993 stürzte Philippe Pozzo di Borgo beim Paragliding ab und ist seither hoch gelähmt (Wirbel C3/C4). 1996 starb seine krebskranke Frau. (Im Kinofilm ist die Reihenfolge anders herum.) Der überforderte Witwer dachte an Selbstmord. Damals war er 45. Tatsächlich lebt Philippe heute, wie im Abspann angegeben, mit seiner zweiten Frau Khadija und zwei Töchtern in Marokko.                 

 auf dem Bild Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Sellou

Der von Omar Sy – der bislang nur dem französischen Publikum als Komiker bekannt war – überragend gespielte Arbeitslose heißt in der Realität Abdel Sellou (damals 30). Die Freundschaft zu dem Millionär entwickelt sich nur deshalb so intensiv, weil er zunächst zwar ohne Manieren, aber auch ohne Mitleid seinen Job antritt. Abdel hat mittlerweile einen eigenen Masthähnchenbetrieb mit 18.000 Tieren, 130 Kilometer südöstlich von Algier, und ist Vater von drei Kindern. Er pendelt zwischen Frankreich und Algerien hin und her. Mindestens einmal im Jahr trifft er seinen Ex-Chef – sie sind nicht nur auf der Cinema-Leinwand Freunde fürs Leben geworden.

Was Philippe Pozzo di Borgo über den Film sagt

Man interviewte vor kurzem für die Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ und „Le Figaro“ den heute 60-jährigen Philippe Pozzo di Borgo. „Der Erfolg des Films ist unglaublich“, sagte Pozzo di Borgo. Aus seiner Sicht ist der Grund dafür ein ganz einfacher:

„Dies ist keine Geschichte über Behinderte. Eher eine allgemeine Lehrstunde über zwei Verzweifelte, die sich unterstützen. Im französischen Filmtitel ,Intouchables‘ ist der Buchstabe der wichtigste, den man nicht hört. Das S, für Solidarität. Unsere Gesellschaft spielt verrückt, alles gerät in Unordnung, die Finanzmärkte und der ganze Rest. Es ist richtig, sich zu empören, das reicht aber nicht. Man muss auch zusammenstehen.“

Während Driss ein Bilderbuch-Riese zum Verlieben ist und aus dem Senegal kommt, ist der wahre Abdel aus Algerien und körperlich nicht ganz so imposant – sein Lachen (siehe Foto oben und Video unten) indes nicht weniger herzlich als das der Kinofigur. Sowohl in der Realität als auch im Film ist er ein ehemaliger Kleinkrimineller mit Knasterfahrung. An die erste Begegnung mit Abdel im Dezember 1994 erinnert sich Philippe: „Er war zu Beginn ein Trampel, 1,70 Meter hoch und ebenso breit. Wie im Film hat er nur auf meine Anzeige reagiert, um weiter sein Arbeitslosengeld zu kassieren. Am Ende ist er zehn Jahre geblieben.“